Tag 9 - 20.09.2010
Gegen 9 Uhr haben wir heute unser Zimmer im Hômeikan geräumt. Da die Angestellten des Ryokan freundlicherweise unsere Koffer zum Bahnhof brachten, machten wir uns nur noch mit der Hälfte unseres Gepäcks auf den Weg zum Technikmuseum „Miraikan“ (日本科学未来館, Nippon kagaku miraikan) in der Nähe von Odaiba (お台場), in dem eine Sondervorführung des Roboter-Maskottchens Doraemon auf uns wartete.
Aufgrund unserer Buchung als Gruppe mussten wir uns nicht in der relativ langen Schlange vor dem Museum anstellen, sondern wurden vom Personal direkt hinein geführt. Bereits im Erdgeschoss war eine separate Ausstellungsfläche für Doraemon reserviert – die hauptsächlich an Kinder gerichtete Sonderausstellung sollte den Besuchern nahebringen, wie die Beziehung zwischen Mensch und Roboter in Zukunft gestaltet werden kann. Der Fokus lag dabei hauptsächlich darauf, den Kindern die Angst vor dem Umgang mit Robotern und Technik im Allgemeinen zu nehmen. Einige Ausstellungsstücke luden zu diesem Zweck zum direkten Kontakt und zum spielerischen Umgang mit unbekannten Dingen ein. Obwohl sich dieser Teil der Ausstellung in erster Linie auf Kinder bezog, war auch der restliche Teil des Museums in derartiger Form gestaltet. Auf mehreren Ebenen wurden den Besuchern sowohl vergangene als auch zeitgenössische Forschungsergebnisse aus den Gebieten der Computer- oder Gentechnik sowie etwa der Raumfahrt näher gebracht.
Wesentlicher Bestandteil der Vermittlung dieses Wissens war die Interaktivität: Unter anderem wurde mit Hilfe weißer und schwarzer Kugeln, die in einer vom Computer vorgegebenen Reihenfolge in ein Netz aus eisernen Spiralen geschossen wurde, den Besuchern die Funktion des Internets erklärt. Die unterschiedliche Anordnung der Kugeln spiegelte beispielsweise die individuellen Binärcodes eines hiragana wieder. Auch der direkte Kontakt mit den Produkten dieser Forschung wurde uns ermöglicht. Unser Zeitplan erlaubte zwar nicht, dass wir in den Genuss von Asimos Tanz kamen. Dennoch hatten wir die Gelegenheit, auf Tuchfühlung mit der mittlerweile weltweit zur Altenpflege eingesetzten Roboter-Robbe Parô zu gehen. Die erstaunlich authentisch wirkenden Reaktionen der Robbe auf Sprache und Berührungen überraschten einige Teilnehmer unserer Gruppe. Nicht nur durch die vermittelten Wissensinhalte wurde das „Zukunftsmuseum“ seinem Namen gerecht – auch durch die sehr futuristisch wirkende Architektur, die sich besonders durch die im vorderen Teil befindliche, aus etlichen Monitoren digital produzierte Weltkugel auszeichnete.
Nach dem Besuch des Miraikan machten wir uns mit dem gesamten Gepäck und dem schnellsten Zug Japans, dem Shinkansen „Nozomi“ (Hoffnung), auf den Weg nach Kyôto. Der für uns als Deutsche ungewohnt pünktliche und verlässliche Service der japanischen Bahngesellschaft blieb uns besonders in Erinnerung.
In Kyôto angekommen, machten wir uns auf den schnellsten Weg zu unserer neuen Unterkunft im Ryokan „Nagomi“, das sich nicht unweit vom Kyôtoer Hauptbahnhof befindet. Auf dem Weg dorthin machten wir uns mit dem lokalen Nahverkehrs-Netz vertraut, das uns bedauerlicherweise nicht denselben Komfort bieten konnte, wie wir ihn aus Tôkyô gewohnt waren. Nach einer kurzen Fahrt mit der U-Bahn und einem darauffolgenden Fußmarsch gelangten wir schließlich zum Ziel: Das zum Teil modernisierte Ryokan konnte besonders mit den gut funktionierenden Klimaanlagen punkten. Leider gab es auch einige negative Erfahrungen: Mit nur einer einzigen Duschgelegenheit für insgesamt 15 Personen waren Warteschlangen bis in die Haustreppe vorprogrammiert. Im Vergleich zu unserer Unterkunft in Tôkyô mussten wir uns mit einer weniger gemütlichen und traditionellen Atmosphäre zufrieden geben. Dennoch wurden vor allem die Modernisierungen der sanitären Anlagen von den meisten Gruppenmitgliedern positiv aufgenommen.