Tag 10 - 21.09.2010
Heute brach die Gruppe gegen 9:15 Uhr auf, um die Dôshisha-Universität zu besuchen, die seit diesem Jahr eine offizielle Partneruniversität der Japanologie Frankfurt ist. Wir wurden von zwei Mitarbeiterinnen des International Office begrüßt und in einen Raum geführt, in dem schon für jeden eine kleine Tasche mit Informationsmaterial zur Universität allgemein und ausführliche Erläuterungen zu einem reizvollen Langzeit-Japanisch-Sprachprogramm vorbereitet auf den Tischen lagen. Nach einem kurzen Vortrag von Frau SAKAE Masae und Frau CHÔ Rie, so die Namen der beiden Mitarbeiterinnen, wurden wir in zwei Gruppen unterteilt, um so den Campus zu besichtigen. Die Universität, im Jahre 1875 von dem japanischen Pädagogen NÎJIMA Jô (später, als er ins Ausland ging, benannte er sich in Joseph Hardy Neesima um) gegründet, besitzt insgesamt zwei Campi, den mit 79.000 m² großen Kyotanabe Campus im Süden Kyôtos und den idyllisch im Norden der Stadt in der Nähe des Kaiserpalastes (Kyôto gosho,京都御所) gelegenen Imadegawa Campus, über den wir geführt wurden. Wir kamen an den Gebäuden der unterschiedlichen Fakultäten vorbei und hatten jederzeit die Möglichkeit, Fragen zu stellen, sei es zum Studium, der Architektur oder anderes.
Es ist anzumerken, dass das erste, was einem auffällt, wenn man den Imadegawa Campus betritt, die sich vollkommen vom Rest der Stadt Kyôto unterscheidende Bauweise darstellt. Die Gebäude sind meist aus roten Backsteinen und muten mit ihren geschwungenen Fenster- und Torbögen teilweise sogar recht gotisch an. Insgesamt machte alles einen sehr offenen Eindruck, der uns faszinierte. Als die Campusführung beendet war, wurde noch ein Gruppenfoto im sonnigen Garten des International Office gemacht. Danach bekamen wir noch ein kleines Quiz ausgeteilt, dessen Fragen es zu beantworten galt. Alles drehte sich natürlich rund um die Dôshisha und die in der Führung gegebenen Informationen. Wir schlugen uns wirklich gut und freuten uns nach den vielen neuen Eindrücken auf eine kleine Verschnaufpause in der Mensa.
Danach ging es auch schon gleich zu Fuß weiter zum nächsten Programmpunkt, auf den wir uns schon seit vielen Wochen vorbereitet hatten: Das gemeinsame Seminar mit Prof. Dr. Jaqueline Berndt und ihren Studierenden der Kyôto Seika Daigaku. Es galt hierbei Vorträge zu den verschiedensten Themen im Bereich der „Cool-Japan“-Forschung vorzubereiten, doch dazu später etwas mehr. Um 13 Uhr kamen wir satt, aber doch etwas erschöpft vom langen und vor allem sehr heißen Fußmarsch, der uns am Kaiserpalast entlangführte, am „Kyôto International Manga-Museum“ an, in dem wir den gemeinsamen Workshop abhielten. Zunächst erhielten wir von Herrn Itô, einem wissenschaftlichen Mitarbeiter der Kyôto Seika Universität, eine kleine Führung durch das Museum, welches sich durch die größte Sammlung an Manga in der Welt auszeichnet. Das 2006 eröffnete Museum besitzt eine Sammlung von etwa 300.000 Artikeln, von der Meiji-Periode (1868-1912) bis in die heute Zeit. Ganze 50.000 Manga sind öffentlich zugänglich und können einfach aus der „Wall of Manga“ zum eingehenden Schmökern herausgenommen werden. Überall befinden sich gemütliche Sitzgelegenheiten, auf die man sich mit seinem ausgewählten Manga zurückziehen kann.
Nach der Führung ging es dann gleich weiter und die Vorträge, auf die wir uns gleichzeitig freuten, aber die natürlich auch eine erhebliche Aufregung in uns auslösten, begannen. Insgesamt gab es zwei große Einheiten unter dem Oberthema „'Cool Japan' als gesellschaftliches Phänomen und als Thema in der japanologischen Forschung“. Die ersten beiden Gruppen referierten über „'Cool Japan' in der deutschen Jugendkultur“, auf die dann „'Cool Japan' als Thema der japanologischen Forschung“ folgte. In diesem Abschnitt stellten Mitglieder fertige bzw. noch in der Entstehung inbegriffene Inhalte und Fragestellungen ihrer Abschlussarbeiten vor. Nach jedem Referat wurden Fragen gestellt, über die es zu diskutieren galt. Insgesamt lässt sich festhalten, dass sich alle von uns bei den Vorträgen sehr gut geschlagen haben und die jeweiligen Diskussionen besonders aufschlussreich und produktiv waren. Das gemeinsame Seminar dauerte insgesamt vier Stunden. Danach kehrten alle Seminarteilnehmer noch in ein gemütliches Izakaya ein, um bei gutem japanischen Essen auch über das Thema hinaus weiter zu reden und den anstrengenden Tag entspannend ausklingen zu lassen.